Emotionale Intelligenz
Vielen Menschen glauben, wer sich selbst kennt, fällt auch die besseren Entscheidungen. Weil ich Äpfel am liebsten esse, werde ich diese allen anderen Früchten vorziehen. Und weil Äpfel ja meine Lieblingsfrüchte sind, werde ich mit meiner Wahl immer zufrieden sein.
Studien zur Beeinflussung von Emotionen auf Entscheidungen
An der Yale University befassen sich Forscher seit der Einführung des Begriffs der „Emotionalen Intelligenz“ durch John D. Mayer (University of New Hampshire) und Peter Salovey (Yale University) im Jahre 1990 mit bestimmten Aspekten der Intelligenzform, die die Fähigkeit, seine eigenen Emotionen zu erkennen beschreibt, und deren Einfluss auf risikoreiche Entscheidungen.
Mit emotionaler Intelligenz ist nämlich nicht nur gemeint, zu wissen, dass man schlecht gelaunt ist, sondern auch warum. Dieses Wissen ermöglicht es uns, die Auswirkungen unserer Emotionen auf Ereignisse, Interaktionen oder Entscheidungen einzudämmen. Im Rahmen der Selbstreflexion oder eines Coachings sollte der Auslöser für eine Gefühlslage auf jeden Fall immer dann erforscht werden, wenn man die Ursache fälschlicherweise Weise einem anderen Auslöser zuordnet, beispielsweise dem Verhalten des Gesprächspartners in einer bestimmten Situation.
In mehren Studien haben die Forscher gezeigt, dass Menschen, die ihre eigenen Emotionen erkennen können, auch weniger von den Emotionen beeinflusst werden, die nicht im Zusammenhang mit einer zu treffenden Entscheidung stehen. In einer Studie wurde beispielsweise die Emotion Angst ausgewählt. Das Reden vor großen Gruppen in der Öffentlichkeit ist für viele Menschen eine angsteinflößende Vorstellung. Die Studienteilnehmer sollten innerhalb von 60 Sekunden eine dreiminütige Rede über sich als Arbeitnehmende vorbereiten. Der Gruppe wurde gesagt, dass diese Rede auf Video aufgezeichnet und einer anderen Gruppe zur Bewertung vorgelegt werden würde. Die Vergleichsgruppe hatte die Aufgabe, in 60 Sekunden eine Einkaufsliste zu erstellen. Anschließend wurden beide Gruppen nach der Rede- bzw. Einkaufslistenerstellung gebeten, ein paar Fragen im Rahmen einer vorgeblich anderen Studie zu beantworten. Dabei handelte es sich um Entscheidungsfragen und einen Fragebogen, der die aktuelle Angst der jeweiligen Studienteilnehmer erfasste.
Ergebnisse
Nach Auswertung der Befragung zeigte sich, dass Teilnehmer mit einer höheren Angst eine wesentlich geringer Risikobereitschaft bei den Entscheidungsaufgaben zeigte als die anderen. Teilnehmer mit einem hohen Grad an emotionaler Intelligenz waren besser darin, sich nicht von Gefühlen der Angst, die nichts mit den zu beantwortenden Entscheidungsfragen zu tun hatten, bei ihren Entscheidungen beeinflussen zu lassen. Zu diesem Zweck wurde die emotionale Intelligenz durch einen weiteren Fragebogen erfasst.
Die Fähigkeit, die eigenen Emotionen nicht nur zu erkennen, sondern auch zu verstehen und deren Ursachen zu erkennen, ist beim Treffen von unverfälschten Entscheidungen von wesentlicher Bedeutung.
In einer weiteren Studie wurden die Teilnehmer darauf hingewiesen, dass die Angst vor der Rede ihre Entscheidungsfindung nicht beeinflussen sollte. Schon dieser Hinweis reichte aus, den Einfluss der Emotionen auf die Risikobereitschaft zu kontrollieren. Egal ob selbst erkannt oder durch Hinweise von außen – das Wissen über die Ursachen unserer individuellen Emotionen kann uns davor bewahren, bei Entscheidungen durch Emotionen, die nichts mit der eigentlichen Entscheidung an sich zu tun haben, beeinflusst zu werden.
Zur Popularisierung der Theorie der emotionalen Intelligenz hat insbesondere der US-amerikanische Journalist Daniel Goleman mit seinem Buch „EQ. Emotionale Intelligenz“ (1995) und deren Auswirkungen auf Management und Führung durch das Buch „Emotionale Führung“ (2003) beigetragen.