Achtsam Kommunizieren:
Wieviel GfK steckt im NLP?
Bevor du sprichst, lass deine Worte durch drei Tore schreiten.
Beim ersten Tor frage: „Sind sie wahr?“
Beim zweiten Tor frage: „Sind sie notwendig?“
Beim dritten Tor frage: „Sind sie freundlich?“
Rumi
Besonders im L wie Linguistik des NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren) steckt die Bedeutung von Kommunikation, Sprache und deren Verwendung für die erfolgreiche Veränderungsarbeit. Doch auch in unserem Alltag kommunizieren wir ständig:
mit unseren Mitmenschen, dem Partner oder der Partnerin, den Kindern, mit uns Selbst, mit unserem inneren Schweinehund, der Kritikerin oder mit einem höheren Wesen, einem Schutzengel, Gott, dem Universum… Ob privat, beruflich oder politisch: Kommunikation ist unsere Verbindung zur Welt.
Mit wem kommunizierst Du?
Und wie gestaltest Du diesen Austausch? Welche Bedürfnisse vermittelst Du, bewusst oder unbewusst? Und wo stehst Du Dir selbst durch Deine Art der Kommunikation im Weg, so dass Deine Aussagen bei Deinem Gegenüber nicht so ankommen wie Du es möchtest?
Mögliche Lösungen und interessante Einblicke bietet neben NLP die Gewaltfreie Kommunikation, kurz GfK. Sie wird – mit Fokus auf die gute Absicht, den positiven Zweck der Kommunikation – in der Literatur und im Netz auch durchsetzungsstarke, effektive, achtsame, bewusste oder wertschätzende Kommunikation genannt.
Was ist gewaltfreie Kommunikation?
Marshall B. Rosenberg entwickelte das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation in den frühen 60er Jahren in den USA. Es steht in der Tradition der Klientenzentrierten oder Humanistischen Psychologie, ist aber auch inspiriert von Mahatma Gandhi und seinen Überlegungen zur Gewaltfreiheit.
Ähnlich der Entstehung des NLP entwickelte Rosenberg sein Konzept durch Beobachtung und Modellieren: Beginnend in den USA verfeinerte er seine Technik durch die Arbeit in der ganzen Welt. So begleitete er die friedvolle Aufhebung der Rassentrennung in US-amerikanischen Schulen und Institutionen, hielt Seminare in der ganzen Welt und arbeitete in Krisengebieten und ökonomisch benachteiligten Regionen. Die Essenz dieser Erfahrungen floss in sein Konzept.
Rosenbergs Grundannahmen:
• Alle Menschen sind an einem friedlichen Gespräch interessiert, um die eigenen Bedürfnisse, Gefühle und Wünsche zu äußern und dabei gleichzeitig das Gegenüber mit seinen*ihren Bedürfnissen, Gefühlen und Wünschen zu respektieren.
• Die GfK ist nicht nur eine Technik, sondern vielmehr eine Grundhaltung zur Förderung der Wahrnehmung und des Bewusstwerdens der machtvollen Wirkung des Gesagten auf das Gegenüber.
• Durch Wertschätzung, Aufmerksamkeit, intensives Zuhören und Beobachten des Gegenübers kann der*die Sprecher*in seine*ihre Gedanken klar ausdrücken und das Gegenüber kann diese wahrnehmen und verstehen.
Ebenso wie im NLP spielen also Einfühlungsvermögen, respektvoller Umgang mit Deinem Gegenüber und Dir selbst (Selbstempathie) sowie eine empathische Grundhaltung eine entscheidende Rolle. Ziel ist es Bewertung und Urteil loszulassen. Vier Grundannahmen (Axiome) des NLP finden sich inhaltlich auch in der GfK:
- Die Landkarte ist nicht das Gebiet.
- Die Bedeutung deiner Kommunikation zeigt sich in der Reaktion, die sie hervorruft.
- Jedes Verhalten hat eine positive Absicht.
- Die Verhaltenswahl, die du triffst, ist immer die beste, die dir gerade zur Verfügung steht. Hättest du eine bessere, würdest du diese wählen.
Wie funktioniert GFK?
Rosenberg unterscheidet zwei Arten zwischenmenschlicher Kommunikation: die Gewaltfreie Kommunikation oder Giraffensprache (Sprache des Herzens) und die lebensentfremdende Kommunikation oder Wolfssprache (im Englischen Jackal statt Wolf; Herrschaftssprache):
• Der Wolf spricht in Du-Botschaften und bedient sich einer Sprache der Gewalt. Es geht um Schuld, Kritik, Strafe, Drohung, Bewertung, Forderung, Manipulation, Regeln oder Verantwortlichkeiten. Diese Sprache wurde durch unsere Erziehung verankert: Bedürfnisse ausdrücken, ohne nachzudenken.
• Die Giraffe spricht in Ich-Botschaften und schafft Verbindung zwischen den Herzen der Gesprächspartner*innen. Sie ist gekennzeichnet durch eine strikte Trennung zwischen Beobachtung mit Bewertung und reine Beobachtung. Eigene Gefühle und Bedürfnisse sowie die des Gegenübers werden wahrgenommen und respektiert. Der liebevolle Umgang mit anderen beginnt immer bei dir selbst, so kannst du Verantwortung für dein Handeln übernehmen und für deine Bedürfnisse einstehen.
Die vier Schritte der GfK (ähnlich den WWW-Regeln zum Feedback des NLP):
- Beobachtung (Wahrnehmung) = reine, klare und beobachtende, wertungs‑, interpretations- und urteilsfreie Beschreibung der Situation
- Gefühl (Wirkung) = ausgelöst durch die beschriebene Beobachtung, Wahrnehmung der Beobachtung im eigenen Körper, Gedanken (Gefühle als Indikator für erfüllte oder nicht-erfüllte Bedürfnisse)
- Bedürfnis = mit dem Gefühl ist ein (unerfülltes) Bedürfnis verbunden, das den Weg zur Konfliktlösung weisen kann. Bedürfnisse können sein: Gesehen-werden, Sicherheit, Verständnis, Liebe, Kontakt, etc.
- Bitte (Wunsch) = abgeleitet aus dem Bedürfnis (das sich aus dem Gefühl gezeigt hat), Bitte um eine konkrete Handlung an das Gegenüber im Jetzt, möglichst klar und erfüllbar, möglichst positiv ausgedrückt (ohne Verneinungen)
Hinweis: Wünsche sind im Gegensatz zu Bitten eher vage und beziehen sich oft auf Zustände oder Ereignisse in der Zukunft; Bitte = bessere Erfolgsaussicht.
Probier’s aus!
GfK kannst Du in allen Bereichen anwenden: von Bildungseinrichtungen über Organisationen, bis Therapie, Beratung, Coaching, Diplomatie hin zu diversen Formen der friedlichen Konfliktbeilegung. Aktuell gibt es besonders zahlreiche Online-Seminare für Eltern und Erzieher*innen, um eine wertschätzende Kommunikation mit Kindern zu fördern.
Wie für alle NLP-Techniken gilt auch hier: üben, üben, üben. Erfahrungsgemäß braucht es einige Übung, Ausdauer und Geduld, um im Alltag die gewohnten Kommunikationspfade zu verlassen. Entscheidend ist in jeder Gesprächssituation: Wie fühle ich mich? Wie fühlt sich mein Gegenüber? Rapport aufbauen und halten bedeutet ja nichts anderes als die Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse zu respektieren und die Landkarte des anderen, seinen*ihren Blick auf die Welt zu akzeptieren und wertzuschätzen. Lese hierzu auch unseren Blogartikel zum Thema Emotionale Intelligenz!
Du bist herzlich eingeladen, Veränderung zu wagen, zu lernen, zu wachsen und Neues zu entdecken… Denn mit Deinem Handeln machst Du die Welt schöner, achtsamer, freundlicher und liebevoller! Danke für DEINE Aufmerksamkeit und DEINE Neugierde…