Modelling –
das Herzstück des NLP
Mit Modelling können wir lernen, was andere gut können.
Wir können lernen, wie jemand lernt und dabei herausfinden, was tatsächlichen einen Unterschied bewirkt. Gerade aus dem Sportbereich wissen wir, dass bei einem austrainierten Athleten der Erfolg am Wettkampftag nicht allein von seiner körperlichen Verfassung abhängt, sondern auch von seiner mentalen und emotionalen Verfassung. Und wir können uns ausmalen, was das für jeden anderen Bereich unseres Lebens bedeutet, in dem wir uns positive Veränderung wünschen.
Laut Vorgabe beinhaltet die Ausbildung zum NLP-Master, DVNLP das Thema ‘Modelling’. Alle Lehrtrainer, die dem Verband angeschlossen sind, müssen sich zwangsweise mit diesem Thema auseinandersetzen.
Nach zahlreichen Gesprächen mit Kollegen haben wir immer wieder erfahren, dass dieses Thema für einige tatsächlich einen Zwang bedeutet oder zumindest eine Herausforderung. Es existieren nicht all zu viele Bücher zum Thema, und wenn, rufen diese mehr Verwirrung als alles andere hervor.
Aus diesem Grunde haben sich wohl auch vom 17. bis 18. Mai 2016 über 100 Lehrtrainer des DVNLP in Göttingen getroffen, um ihr Wissen diesbezüglich zu erweitern. Kein Geringerer als Dr. Wyatt Woodsmall persönlich führte die Teilnehmer in diesem speziellen Wissensgebiet umher. Er gilt in NLP-Kreisen als professioneller Anwender von Modelling und nutzte es bereits für ein US-amerikanisches Olympia-Team sowie für verschiedene Regierungsprojekte in den USA und Großbritannien. Außerdem setzte er Modelling ein, um Unternehmen zu unterstützen, die zu den umsatzstärksten der USA und weltweit zählen (Fortune 500).
Die zwei Tage waren sehr interessant und es wurde viel mitgeschrieben. Dr. Woodsmall räumte mit zahlreichen Mythen über das Modelling auf, ging auf die groben Abläufe ein und gab zahlreiche interessante Beispiele und Anekdoten zur Gründungszeit des NLP zum Besten. Als Resümee waren sich jedoch zahlreiche Teilnehmer einig, dass sie gerne noch mehr zur konkreten Vorgehensweise erfahren hätten. Dr. Woodsmall wies darauf hin, dass ein zweitägiger Workshop, auch wenn die Teilnehmer NLP-Lehrtrainer seien, zu kurz sei, um das Thema in der erforderlichen Bandbreite abzubilden.
Wir können hier zumindest schon einmal folgende Überlegungen festhalten:
1.
Modelling ist der Prozess der Analyse und Beschreibung von Mustern einer spezifischen menschlichen Fähigkeit. Diese Muster lassen sich im Idealfall auf andere Menschen übertragen. Modelling ist also beschleunigtes Lernen.
2.
Das Modelling basiert auf den Techniken des Neuro-Linguistischen Programmierens (NLP). VAKOG, Submodalitäten, Wahrnehmungspositionen, Strategiearbeit, Chunking, Rapport, Kalibrieren, Dilts-Ebenen, Meta-Programme, Glaubensatz- und Wertearbeit sind einige der Strukturen, die für den Modelling-Prozess genutzt werden. Diese Strukturen waren teilweise selbst das Ergebnis der ersten Modelling-Schritte von Richard Bandler und John Grinder als sie von Fritz Perls, Virginia Satir, Milton Erickson und Gregory Bateson lernten.
3.
Das menschliche Wesen besteht aus (mind.) drei Feldern: 1. Den inneren Denkprozessen (z.B. Strategien, Glaubenssätze, Werte, Meta-Programme), 2. Den äußeren Verhaltensweisen, die ich bei Personen von außen beobachten kann und 3. den inneren Zuständen, sprich den Emotionen, Gefühlen. Wenn ich etwas Neues lernen möchte, muss ich alle drei Felder berücksichtigen!
4.
Im Groben brauchen wir für den Modelling-Prozess folgende Überlegungen und Schritte:
a) Welche Fähigkeit möchte ich modellieren? Was soll das konkrete Ergebnis/Ziel sein?
b) Welche drei bis fünf Menschen/Experten verfügen exzellent über diese Fähigkeit und wen kann ich als ‘Kontrastperson’ heranziehen, um die Unterschiede zwischen Exzellenz und Durchschnittlichkeit zu ermitteln? Wie kommuniziere ich mein Vorhaben optimal, damit die Motivation für jeden Beteiligten entsteht bzw. erhalten bleibt (Rapport)? (Zum Beispiel wurde immer wieder festgestellt, dass Menschen, die modelliert wurden, dadurch selber mehr Bewusstheit über ihr Handeln erhielten (explizit statt implizites Wissen) und daher noch zuverlässiger die gewünschten Ergebnisse produzieren konnten – das ist ein Gewinn, den man in Aussicht stellen könnte…)
c) Wie gestalte ich den Ablauf zur Informationsgewinnung (Zeitlicher Rahmen, Ort, Zugangsmöglichkeiten zu den Modellen)?
d) Zerlegung des Ablaufs in die Abschnitte: Komponenten, Reihenfolge/Sequenz, Prioritäten
d) Interview mit dem Modell/den Modellen (Wie kann ich dabei sicher stellen, dass sich das Modell an diesem Tag im optimalen Zustand befindet?)
e) Organisiere alle relevanten Ergebnisse zu einem Modell, teste es und verfeinere es, bis daraus eine Essenz entsteht, die anderen in Trainings vermittelt werden kann und einen Unterschied bewirken.
So oder ähnlich können wir uns die Schritte im Modelling vorstellen. Je nach Kontext und Inhalten gibt es allerdings eine Menge mehr zu berücksichtigen. Wer Modelling lernen will, sollte vorher eine NLP-Ausbildung zum NLP-Master absolvieren, da in der Regel hier erst Meta-Programme, erweiterte Submodalitäten- und Timelinearbeit, Sleight-Of-Mouth Patterns und mehr unterrichtet werden, die für den Modelling-Prozess relevant sind.
Vorteilhaft ist es, wenn die NLP-Trainer in ihren Kursen bereits während der Vermittlung der ersten NLP-Strukturen darauf hinweisen, welche Bedeutung sie für das Modelling besitzen. Dr. Wyatt Woodsmall wies außerdem darauf hin, dass in den meisten Fällen lediglich 5–20% der gesammelten Informationen in einem Modelling die Exzellenz der Expertise ausmachen. 80–95% sind also für die Tonne
Geduld und Mut zur Reduktion sind daher notwendige Ressourcen, die der Modellierer benötigt. Eine weitere Störquelle kann entstehen, wenn der Modellierer zu sehr seine eigenen Ideen, Erfahrungen und Gedanken (‘Modell der Welt’/‘Landkarte’) mit einbringt. Die Fähigkeit, nur das zu verwerten, was tatsächlich in Erscheinung tritt, ist daher unerlässlich (Wahrnehmung vs. Interpretation).
Fazit
Modelling bleibt also ein relativ komplexer Vorgang. In der Regel bietet es sich an, sogar zu mehreren Personen zu modellieren, damit man sich Aufgaben teilen kann und einen Austausch untereinander hat. Fortgeschrittene NLP-Fertigkeiten sind dabei absolut notwendig! Doch eins steht fest: Es lohnt sich, diese Methode zu erlernen und zu verbreiten! Denn stell dir vor, welche Auswirkungen es hätte, wenn immer mehr Menschen fähig wären, überragende Fähigkeiten zu kopieren und sie anderen Menschen beibringen zu können?