Ist NLP veraltet?
Das Neuro-Linguistische Programmieren (NLP) ist ein Ansatz zum Verstehen menschlichen Verhaltens und beinhaltet eine große Sammlung von höchsteffizienten Techniken und Methoden, die aus dem Studium menschlicher Höchstleistungen entwickelt wurden.
NLP entstand Anfang der 1970er Jahre in Santa Cruz, Kalifornien, USA. Das sind inzwischen an die 50 Jahre (Stand 2022)
Zurecht darf man sich da fragen, ob die Methode nicht inzwischen etwas in die Jahre gekommen ist. Und zugegeben: Einige Techniken und Prozesse dieser Methode scheinen angesichts unserer rasant entwickelnden Welt nicht mehr ganz „up to date“ zu sein.
Techniken wie das Herstellen von Rapport, die VAKOG-Induktion, (Re-)Framing, Meta-Programme, Wertearbeit, Meta- und Milton-Modell der Sprache, Zielearbeit, Teilemodell und das bewusste Einnehmen von verschiedenen Perspektiven (Wahrnehmungspositionen) haben längst in Therapie und andere Bereiche Einzug gehalten. Dort werden sie dann meist unter anderem Namen verwendet. Kaum ein Führungskräfteseminar, Konfliktmanagement-Training oder Vertriebsseminar kommt heute noch ohne NLP-Inhalte aus. Oft wissen noch nicht einmal die Referenten selbst, dass ihre Methoden aus dem Neuro-Linguistischen Programmieren stammen – so zumindest meine (Gary’s) persönliche Erfahrung in den letzten 20 Jahren.
Wenn ein Zeitraum von 50 Jahren in diesem Zusammenhang als „alt“ aufgefasst wird, dann ist NLP mittlerweile alt. Die Frage ist jetzt natürlich: Ist NLP ver-altet?
Es gibt Anwender dieser Methode, die sich nicht für die Neuerungen interessieren und unterrichten vermutlich häufig noch Inhalte und Techniken, die sie vor 25 Jahren bereits vermittelt haben. Sie würden dennoch nicht zustimmen, dass NLP veraltet ist.
Ich persönlich beantworte die Frage ebenfalls mit einem klaren „Nein“. Ich teile gerne, warum ich davon so überzeugt bin:
In unserer NLP-Ausbildung nutzen wir das Bild eines Baumes, um zu verdeutlichen, dass NLP seit seiner Gründung einem fortwährenden Entwicklungsprozess unterworfen ist. Der Ur-Gedanke der Entwickler selbst ist, NLP in allen Bereichen des Lebens zur Anwendung kommen zu lassen, wo es sich als nützlich erweist.
Ihr Hauptanliegen bestand allerdings darin, das eigentliche Herzstück dieser Methode permanent weiterzuentwickeln und zu erweitern, nämlich durch das sogenannte „Modeling“.Die Begründer und Weiterentwickler des NLPs analysierten Expertenfähigkeiten und kreierten daraus erfolgreiche Veränderungsprozesse (Formate), die bis heute nicht nur in NLP-Ausbildungen vermittelt werden. Die Vorgehensweise, wie man am besten vom Modell lernt, entwickelt sich ebenfalls bis heute weiter und lässt den „Baum des NLP“ weiterwachsen. Das gilt auch für jeden Teilnehmer einer NLP-Ausbildung, wenn er herausfindet, wie NLP in seinem Berufs- oder Privatleben zur Anwendung kommen kann (siehe Abbildung rechts)
Selbst die eigentlichen Entwickler und Mitentwickler des Neuro-Linguistischen Programmierens haben NLP auf ihre ganz eigene Weise individuell weiterentwickelt.
So hat Richard Bandler beispielsweise das sogenannte Design Human Engineering (DHE), das Shamanistic Engineering und das Neuro Hypnotic Repatterning (NHR) kreiert.
John Grinder wiederum hat seine Weiterentwicklung NEWCODE NLP genannt.
NLP wurde auch mit anderen Methoden kombiniert, um daraus etwas Neues zu schaffen. Ein Beispiel ist die Verknüpfung des Eye Movement Integrator (EMI) mit Aspekten der Kinesiologie, die Cora Besser-Siegmund und Harry Siegmund „Wingwave“ tauften.
Robert Dilts beschreibt zusammen mit Deborah Bacon Dilts und Judith DeLozier in dem Buch: „NLP II – die neue Generation: Strukturen subjektiver Erfahrung – die Erforschung geht weiter“ die Weiterentwicklung und Anreicherung des NLP durch neue methodische Ansätze. Dabei lassen sich die Autoren von zwei grundlegenden Fragen leiten:
(1) Was ist kennzeichnend für eine “neue” Generation, die ja mehr sein muss als eine Variante des bereits bestehenden NLP?
(2) Woher wissen wir, dass die Entdeckungen bzw. Strukturen der neuen Generation wirklich ein Teil des NLP sind? Also: Was unterscheidet eine NLP-Methode von anderen Methoden?
Resümee des Buches: NLP hat sich seit den Anfängen in den 1970er Jahren permanent weiterentwickelt: Während es anfangs in der ersten Generation des NLP darum ging, kognitive Prozesse (cognitive mind) in den Mittelpunkt zu stellen – gemeint sind intellektuelle Fähigkeiten und unser Urteilsvermögen – ging es später, in der zweiten Generation darum, körperliche Aspekte (somatic mind) mit einzubeziehen. Damit sind die Körperintelligenz und das Gewahrsein im eigenen Körper gemeint. Die dritte Generation schließt darüber hinaus das „Feld“ (field mind) mit ein. Damit ist der Raum (Information/ Energie) gemeint, der durch Beziehungen und Interaktionen von Einzelpersonen in einem System entsteht.
Meiner ganz persönlichen Meinung nach, ist NLP mittlerweile weitaus mehr als die Summe seiner einzelnen Bestandteile und auch mehr als nur ein Sammelsurium von Interventionswerkzeugen. Das gesamte menschliche Wirkspektrum kann in den verschiedensten Modellen, die seither entwickelt wurden, abgebildet werden. Diese Modelle, Techniken und Erkenntnisse, die sich garantiert in Zukunft noch potenzieren werden, unterstützen uns in allen Aspekten unseres Lernens, unserer Kommunikation miteinander und in unserer persönlichen Entwicklung.
Wie lange dauert es wohl noch, bis das Potenzial dieser Methode umfassend erkannt wird und sie in den verschiedensten Bereichen des Lebens integriert wird?
Wer mit dieser Methode vertraut ist, stelle sich vor, wie sich unsere Welt verändern würde, und bereichert werden würde, wenn NLP in Bereichen wie Erziehung, Schule, Psychotherapie, Business, Sport, Beziehung, Persönlichkeitsentwicklung zukünftig noch intensiver eingesetzt und genutzt würde. Glücklicherweise kann man verzeichnen, wie Themen rund um die Persönlichkeitsentwicklung heute schon für 15-jährige ein interessantes Thema ist.
NLP ist definitiv NICHT veraltet! NLP fängt gerade erst an, laufen zu lernen. Das ist zumindest meine (Gary’s) ganz persönliche Ansicht…